Segelfliegen in Vinon sur Verdon, (Süd)Frankreich, März 2014
Wie alle Segelflieger schmerzlich wissen, ist die Winterpause in unseren Breiten viel zu lang und die Ungeduld vor Saisonbeginn ist immer schwerer zu ertragen. Leider kann man den Frühling nicht wirklich herbeilocken, man kann ihm aber entgegenfahren!
Karl-Heinz und ich haben uns deshalb nach Vinon sur Verdon begeben, um die Wettervorteile Südfrankreichs fliegerisch zu nutzen. Durch die Akaflieg Bielefeld, in der Karl-Heinz langjährig aktiv war und in der er auch noch Mitglied ist, wird dieses Segelflugzentrum schon seit langem im Frühjahr besucht. Auch in diesem Jahr machte sich eine Truppe von vier Aka-Fliegern wieder auf den Weg und wurde durch uns ergänzt. Mit ASK21, 2 mal LS3, LS4 und DG300 war eine Miniflotte am Start, mit verschieden erfahrenen Piloten besetzt, was sowohl die absoluten Flugzeiten als auch die Fliegerei im Gebirge betraf.
Vinon liegt im Tal der Durance und ist ein bekanntes Segelflugzentrum mit einem großen Platz und einem internationalem Fliegerpublikum. Aufgrund des schon südlichen Klimas, der vielfältigen fliegerischen Möglichkeiten und der malerischen Umgebung verbringen dort viele Piloten regelmäßig ein paar Tage, Piloten mit Zeit sogar mehrere Wochen im Jahr. Der Campingplatz ist entsprechend groß. Man kennt sich. Der Flugzeugpark ist bunt und beinhaltet bewährte Muster sowie hypermodernes Fluggerät. Das tägliche Briefing könnte man aufgrund der Nationalitätenanteile eigentlich auf Deutsch durchführen, irgendwie wird es dann doch aber immer wieder Englisch oder Französisch, oder Französisch, Englisch, Deutsch gemischt. Das Zentrum hat einige Angestellte und der organisierte Flugbetrieb ist auch einem größeren Ansturm von Interessenten gewachsen. Die Platzbetreiber sind in der Regel freundlich, hilfsbereit und sprechen oft englisch, auch im Funk – was nicht selbstverständlich ist. Durch mehrere Schlepper (Remo, Morane) und beginnend auf einem kurzen Hartbahnteil der ansonsten krautig, sandigen Piste geht es flott in die Luft. Am Hausbart kann es auch schon mal eng werden, sodass man sehr aufmerksam sein muss. FLARM und Warnstreifen am Flieger sind Pflicht.
Hausbart; so etwas ist eine neue angenehme Erfahrung. In der Umgebung des Platzes findet man bei gegebener Wetterlage immer einen Bereich, in dem es zuverlässig aufwärts geht. Die Schlepppiloten kennen sich aus und schleppen zielgerichtet dorthin. Für mich als „Gebirgsanfänger“ war natürlich vorsichtiges Fliegen angesagt. Die „alten Hasen“ mit Ortskenntnis, wie Karl-Heinz, konnten da schon deutlich forscher zur Sache gehen. Außerdem musste man eine eventuelle Aussenlandung aufgrund des Reliefs sorgfältig abwägen, im Zweifel besser nicht! Das Wetter war uns gnädig, eine durchgängige Hochdrucklage mit nur gelegentlichen Abschirmungen, und so konnten wir fast jeden Tag bei sehr angenehmen Temperauren thermisch im Blauen fliegen. Die Steigwerte im Gebirge sind beachtlich, das Saufen in ähnlicher Stärke darf aber nicht vergessen werden! Überlandgehen im Blauen war recht gut möglich, man sollte aber als Neuling das mögliche Abgleiten auf benachbarte Plätze im Auge behalten. Der Rückschlepp vom diesen Plätzen war, so sie denn besetzt waren, problemlos. Die Kosten werden auch „problemlos“ nach Vinon „rückgeleitet“. Ich habe diese Möglichkeit einmal in St. Auban genutzt, binnen fünfzehn Minuten nach der Landung war ich wieder in der Luft. Die thermische Beurteilung des Geländes war bei klarem Himmel und wenig Wind besonders wichtig, richtig etwas zum Üben.
In das wirkliche Hochgebirge habe ich mich nicht sehr tief hinein getraut. Dort wäre erst einmal Teamfliegen mit einem erfahrenen Partner angesagt gewesen, was sich aber nicht ergeben hat. Sitzt man erst einmal in einem Tal drin, sollte man auch einen Plan haben, wie man wieder herauskommt. Leider gab es am einzigen Tag mit einigen Wolken durch den dringenden Wunsch eines französischen Fliegerkameraden, den Parcour, die Hochgebirgsrennstrecke, abzufliegen, bei unzureichenden Bedingungen auch einen Unfall durch Landung in unlandbarem Gebiet. Glücklicherweise kam der Pilot nur mit einem deutlich zu besichtigenden blauen Auge davon, der Flieger selbst soll jedoch nach der Landung schwanzlos gewesen sein.
Die Wellenfliegerei, die bei stärkeren Winden (Mistral) dort auch möglich ist, blieb uns jedoch weitgehend versagt, lediglich der ortskundige Karl-Heinz erwischte bei Abschirmung und etwas Wind eine kleine Welle und bei auffrischendem Wind am letzten Tag eine abendliche Welle, siehe OLC.
Durch die konstant gute Wetterlage ergab sich auch ein mehr oder weniger geregelter Tagesablauf. Nach kühlem Morgen mit Raureif und dem ausgiebigen gemeinsamen Frühstück beginnend 8.30 Uhr im Quartier im Nachbarort Greoux (8 km) war um 10.30 Uhr Briefing im Klubhaus am Platz angesetzt. Die ersten thermischen Ablösungen waren um ca. 12.30 Uhr zu bemerken und bis spätestens 14.00 Uhr war alles in der Luft. Gegen 18.00 Uhr bei schwächelnder Sonne waren dann alle wieder da. In deutlicher abendlicher Abkühlung hieß es nun Flugzeuge sichern und folgend eine erste kurze Auswertung in der „Mistral-Bar“ vorzunehmen. Nach Auffrischung und Kleiderwechsel im Quartier folgte die Hauptmalzeit des Tages in einem auszuwählenden Restaurant. Auch hier waren Ortskenntnis und Erfahrung von großem Vorteil. Ich für meinen Teil habe durchaus auch etwas über französische Küche und Wein dazugelernt.
Dieser vorverlegte Frühling hat uns reichlich Praxis und je mehr als zwanzig Stunden Flugzeit gebracht, sowie viele Erfahrungen und neue Bekannte, sodass die Mühen, wie die lange Fahrt und die Kosten, schnell vergessen sind.
Ernst-Dieter Klinkenberg
Fein, da wüede ich auch mal gerne im Segelflugzeug mitgenommen weden .
Wann geht es los und was kostet das Vergnügen ???!!!